Nachhaltiger Konsum

Nachhaltig konsumieren: Kaufen wir nur oder brauchen wir das auch?


07.07.20245 Min.

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Wir geben Einwegflaschen zurück, nutzen energiesparende Elektrogeräte und greifen verstärkt nach Bio-Lebensmitteln. Und dennoch produzieren wir weiterhin Mengen an Müll und verbrauchen von Allem zu viel. Dabei könnte ein bewussterer Konsum Druck von uns und unserer Umwelt nehmen. Wir nehmen Sie mit auf der Reise.

Egal was wir kaufen, unser Konsum hat Folgen für die Umwelt. Das Ausmaß dieser Folgen können wir aber beeinflussen. Es gibt drei Ansätze, das eigene Konsumverhalten so zu verändern, um nachhaltiger leben können:

  1. Wir können umweltfreundliche Produkte kaufen, die weniger Energie verbrauchen. Das ist die Strategie „Effizienz“.
  2. Wir verwenden recycelte bzw. recyclebare Produkte. Das nennen die Fachleute „Konsistenz“.
  3. Wir können aber auch von vornherein hinterfragen, welche Produkte wir eigentlich wirklich brauchen und kaufen müssen. Dieses Prinzip läuft unter dem Fachbegriff „Suffizienz“. Das Wort lässt sich am besten mit „mehr Genügsamkeit“ umschreiben. Der Effekt von mehr Genügsamkeit kann groß sein: Wenn wir weniger kaufen, muss weniger produziert werden und automatisch sinken Energieverbrauch und CO2-Ausstoß. Positiver Nebeneffekt: Diese Strategie hilft nicht nur der Umwelt, sondern kann auch unser Leben und den Geldbeutel entlasten.

Die drei Strategien eines nachhaltigen Konsums

Effizienz: Effizienz zielt auf eine bessere Nutzung von Rohstoffen und Ressourcen ab. Wir kaufen etwa Küchengeräte, die weniger Strom verbrauchen oder LEDs statt Glühlampen.

Konsistenz sucht nach Technologien und Materialien zur Herstellung von Produkten, die besser für Natur und Umwelt sind als bisherige. Sie versucht zugleich, Kreisläufe von der Herstellung bis zum Konsum zu schließen. Für den persönlichen Alltag bedeutet das zum Beispiel, sich für grünen Strom zu entscheiden, Getränke in Mehrwegflaschen zu kaufen oder recycelte Produkte zu erwerben.

Bei der Suffizienz geht es darum, von vornherein weniger Ressourcen zu verbrauchen, indem wir weniger konsumieren. Ziel ist, unser Kaufverhalten selbst zu hinterfragen, um zum Beispiel weniger Lebensmittel wegzuwerfen, Müllberge zu reduzieren oder Geräte zu mieten, statt sie zu kaufen.

Bei diesen Prinzipien gilt es zugleich, den sogenannten Rebound-Effekt¹ im Auge zu behalten. 

Weniger ist mehr

Wir Verbraucher:innen können am meisten über die Suffizienz bewirken. Ein nicht zu unterschätzender Hebel, wenn es darum geht, Natur und Umwelt zu schützen: Der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, kurz IPCC) hat Suffizienz als die entscheidende Strategie zur Erreichung der Klimaziele anerkannt.

Suffizienz kommt vom lateinischen Wort „sufficere“. Das bedeutet so viel wie „ausreichen, genug sein“. Im Kern steht also die Aufgabe, das richtige Maß zu halten. Effizienz und Konsistenz verhelfen dazu, die Dinge richtig zu tun – Suffizienz, die richtigen Dinge zu tun. Statt des immer noch verbreiteten „mehr“, „noch besser“ und „mehr als die anderen“ wird das „genug“, „gut genug“ und „gemeinsam mit anderen“ wichtiger.

Die zentrale Frage dabei: Wie viele und welche Dinge brauchen wir, um ein glückliches Leben zu führen? Macht uns noch mehr wirklich glücklich? Denn etwas weniger von allem kann sich auch für uns als Individuum positiv auswirken. Es ermöglicht Ballast abzuwerfen und zu entschleunigen. Und: Wer die eigenen Kaufentscheidungen bewusster trifft, spart in der Regel auch einiges an Geld.

Die Erde stößt an ihre Grenzen

Wenn alle Menschen einen Lebensstil wie die Leute in Deutschland pflegen würden, würden wir jedes Jahr die Ressourcen von drei Erden verbrauchen.

Wie sehr wir auf Kosten des Planeten leben, zeigt auch der Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day). Dieser symbolische Tag wird jedes Jahr vom Global Footprint Network berechnet und markiert den Tag, an dem die natürlichen Ressourcen verbraucht sind, wie die Erde innerhalb eines Jahres erneuern kann.

Der globale Erdüberlastungstag war 2024 am 5. Juni.² In Deutschland hatten wir ihn bereits am 2. Mai erreicht.³

  • Wie kann ich das Wegwerfen von Lebensmittel vermeiden? 

Lebensmittelreste entstehen oft, weil man im Laden einfach drauf loskauft. Wer die Mahlzeiten vorausplant und mit Einkaufsliste loszieht, besorgt in der Regel nur das, was am Ende auch wirklich im Kochtopf landet. Es kann übrigens richtig Spaß machen, sich kreative Rezepte für die Überbleibsel im Kühlschrank auszudenken. Wie man nachhaltiger Lebensmittel konsumieren kann, haben wir hier schon einmal für Sie zusammengestellt. 

  • Muss es immer ein Neugerät sein? 

Nicht unbedingt. Über Onlineportale, in Second Hand Shops oder auf Flohmärkten findet man auch oft die Sachen, die man braucht. Und so bleiben die Produkte im Umlauf, es entsteht kein Müll und es muss nichts Neues hergestellt werden. Insbesondere bei Elektrogeräten kann es sich auch finanziell lohnen, refurbished, also wieder aufbereitete, Geräte zu kaufen.

  • Muss ich es kaufen oder will ich es nutzen?

Was Andere schon haben, muss man sich nicht auch noch anschaffen. Dieser Gedanke steht hinter der Sharing Economy. Beispiele sind die Miete von Fahrrädern oder E-Scootern, genauso wie der Werkzeugverleih beim Baumarkt. Den Partypavillon fürs Gartenfest, den Beamer für den Fußballfernsehabend oder die Eismaschine fürs perfekte Dinner mit den Freunden kann man sich eventuell im Bekanntenkreis leihen. Und zum Beispiel für Kleidung oder Bücher gibt es inzwischen immer häufiger Tauschbörsen, bei denen die Mitglieder:innen auf nachhaltige Weise für Abwechslung im Schrank sorgen.

  • Was lässt sich noch reparieren?

Nicht alles, was beschädigt ist, muss sofort im Mülleimer landen und durch etwas Neues ausgetauscht werden. Löcher in der Kleidung lassen sich stopfen und mit Stickereien oder Stoffresten verschönern. Und auch Geräte wie Kaffeemaschinen lassen sich reparieren. Hier helfen Anleitungen im Internet oder die steigende Zahl von Repair-Cafes

Fazit: Ziele setzen und anfangen

Nachhaltiger Konsum ist eigentlich mit einer Diät vergleichbar. Auf ein paar Sachen verzichten, ein paar Gewohnheiten umstellen und insgesamt bewusster leben. Wie bei einer Diät hilft übrigens auch beim nachhaltigen Konsum, sich klare Ziele zu setzen und Erfolge zu feiern. Dabei kann unsere To-Do-Liste für Nachhaltigkeit helfen. Los geht`s.


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Quellen

1

Davon spricht man, wenn positive Effekte, die man über eine nachhaltige Maßnahme erreicht, durch andere Handlungen wieder abgeschwächt werden. Beispiel: Der neue Kühlschrank verbraucht wegen seiner Effizienzklasse weniger Energie. Wenn dieser aber zugleich größer ist, weil man sich als Konsument jetzt etwas Besseres leisten möchte, ist unterm Strich wenig gewonnen.

2

https://overshoot.footprintnetwork.org/newsroom/press-release-june-2024-english/ - aufgerufen am 27.06.2024.

3

https://www.germanwatch.org/de/90822 - aufgerufen am 27.06.2024.