Nachhaltiger Konsum
Gesellschaftliche Verantwortung

Umwelt Basics: Was der Earth Overshoot Day bedeutet


12.06.20235 Min.

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Earth Overshoot Day

Der Earth Overshoot Day markiert einen wichtigen Wendepunkt im Jahr: nämlich den Tag, an dem wir Menschen die natürlichen Ressourcen aufgebraucht haben, die von unserem Planeten erneuert werden können. Mit anderen Worten: Ressourcentechnisch leben wir ab diesem Tag auf der Erde auf Pump und nutzen die Ressourcen der Zukunft.

Der Earth Overshoot Day – der Welterschöpfungstag – erinnert daran, dass unser Ressourcenverbrauch um einiges höher ist als die natürlichen Kapazitäten unseres Planeten. In diesem Jahr wurde für Deutschland der 4. Mai als Overshoot Day berechnet. Und auch dieses Datum rückt weltweit immer weiter in Richtung Jahresanfang. Diese Bewegung verdeutlicht, dass wir dringend darüber nachdenken müssen, wie wir mit unseren Ressourcen umgehen sollen und nachhaltige Lösungen finden können.

Um zu verstehen, warum der Earth Overshoot Day jedes Jahr früher eintritt, müssen wir uns den Begriff des ökologischen Fußabdrucks genauer anschauen: Er misst die Menge an natürlichen Reserven, die ein Mensch, eine Gemeinschaft oder ein ganzes Land verbraucht, und vergleicht diesen Wert mit der Fläche der Erde, die benötigt wird, um diesen Verbrauch zu decken.

Wie wird der Overshoot Day berechnet?

Die Berechnung des Earth Overshoot Day basiert auf dem Vergleich des weltweiten ökologischen Fußabdrucks mit der Biokapazität der Erde.

Der ökologische Fußabdruck umfasst verschiedene Faktoren, wie

  • den Energieverbrauch,
  • die CO2-Emissionen,
  • den Wasserverbrauch,
  • die Landnutzung und
  • andere ökologische Auswirkungen.

Mit Biokapazität ist die Fähigkeit der Erde gemeint, von der Menschheit in Anspruch genommene Ressourcen zu regenerieren und Emissionen wie Treibhausgase abzubauen.

So wird der Overshoot Day berechnet

Übersteigt der Ressourcenverbrauch den Nachschub, spricht man vom „Overshoot“, was der ökologischen Verschuldung gleichkommt. Gemessen wird dieser jeweils innerhalb eines Kalenderjahres. Vereinfacht dargestellt, ergibt sich dabei folgende Formel:

Biokapazität der Erde / Bioverbrauch der Erde * 365 Tage¹   

Die Geschichte des Earth Overshoot Day

Das Global Footprint Network ist eine internationale Denkfabrik und Non-Profit-Organisation. Sie berechnet jedes Jahr den Earth Overshoot Day. Dafür analysiert sie anhand komplexer Modelle Daten zu Ressourcenverbrauch und Produktivität aus aller Welt. Initiator des Earth Overshoot Days war der britische Ökonom Andrew Simms. Dieser ermittelte erstmals im Jahr 1970, dass die jährlichen Ressourcen der Erde bereits vor Ablauf des Kalenderjahres verbraucht waren, damals am 29. Dezember 1970. Seither rückt der Weltüberlastungstag immer weiter in Richtung Jahresanfang, so dass er im Jahr 2022 schon am 28. Juli stattfand.² 

Der deutsche Overshoot Day im Jahr 2023

Der deutsche Erschöpfungstag 2023 fiel – wie schon im Jahr zuvor – also auf den 125. Tag im Jahr. Das ist der 4. Mai.³ Für Deutschland wird der Tag folgendermaßen errechnet:

1,6 gha (globale Hektar) Biokapazität / 4,67 gha Verbrauch in Deutschland * 365 = 125.

Bitte nicht nachmachen!

Das wird jetzt keinen überraschen: Industrienationen wie Deutschland sind schlechte Vorbilder – und vor allem dafür verantwortlich, dass der Earth Overshoot immer früher stattfindet. Die Berechnungen führen uns auf drastische Weise vor Augen, dass eine Erde nicht mehr ausreicht, um unseren Ressourcenverbrauch zu decken. Gemessen an den Werten weltweit, verbraucht die Menschheit natürliche Rohstoffe von 1,75 Erden pro Jahr. Am Beispiel des deutschen Ressourcenverbrauchs wären sogar drei Erden nötig.

Und wir sind nicht allein. Katar und Luxemburg belegten in den vergangenen Jahren die beiden Spitzenplätze im Negativ-Ranking um den frühesten Overshoot Day. Schon im Februar sind dort die Ressourcen rechnerisch aufgebraucht. Auch die Vereinigten Staaten und Kanada schaffen es nur gerade in den März. Selbst die Fahrradnation Dänemark erweist sich als Ressourcenfresser und begeht seinen Overshoot Day schon Ende desselben Monats.

So kontrovers es klingen mag: Die Armut des globalen Südens – also das niedrigere Bruttosozialprodukt dort und der daraus resultierende geringere Konsum – kompensiert unser verschwenderisches Verhalten. Würden jedoch alle Länder der Erde so wirtschaften wie die Industrienationen, würde die Umwelt noch heftiger belastet und die Klimakrise noch mehr beschleunigt werden.

Es ist also dringend erforderlich, alternative Wege zu finden und unseren Konsum zu überdenken, um die Bedürfnisse der Menschheit zu erfüllen ohne die ökologischen Grenzen unseres Planeten zu überschreiten. Durch die Förderung nachhaltiger Praktiken, den Einsatz erneuerbarer Energien und die Zusammenarbeit auf globaler Ebene können wir einen Weg zu einer nachhaltigen Zukunft ebnen.

Warum der Earth Overshoot Day jedes Jahr früher eintritt

Der Hauptgrund für das Vorrücken des Earth Overshoot Day ist wie gesagt, dass wir immer mehr natürliche Reserven der Erde verbrauchen. Einerseits wächst die Weltbevölkerung stetig, andererseits steigt der Pro-Kopf-Verbrauch in vielen Ländern. Insbesondere in Schwellenländern mit wachsendem Wohlstand und einer zunehmenden Mittelschicht wächst der Konsum von Energie, Lebensmitteln und anderen Gütern rapide an. Dies führt zu einer enormen Belastung der natürlichen Ressourcen.

Ein weiterer Faktor, der zum früheren Earth Overshoot Day beiträgt, ist die übermäßige Entwaldung und die Zerstörung natürlicher Lebensräume. Wälder sind nicht nur wichtige Kohlenstoffsenker, sondern auch Heimat für unzählige Tier- und Pflanzenarten, die einen wichtigen Einfluss auf das Ökosystem haben. Aber auch die Überfischung der Ozeane wirkt sich negativ auf den Termin des Welterschöpfungstags aus weil dadurch ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht geraten.

Die Bedeutung nachhaltigen Handelns

Der Earth Overshoot Day ist ein wichtiges Instrument, um das Bewusstsein für unseren Ressourcenverbrauch und die ökologischen Grenzen unseres Planeten zu schärfen.

Es liegt in unserer Verantwortung, eine lebenswerte und nachhaltige Welt für zukünftige Generationen zu schaffen. Jede:r einzelne von uns kann einen Beitrag leisten, sei es durch kleine Veränderungen im Alltag oder durch das Engagement für den Schutz der Umwelt und die Förderung nachhaltiger Praktiken. Gemeinsam können wir den Kurs ändern und eine nachhaltige Zukunft für uns und kommende Generationen sichern.

Mehr Informationen zum Biologischen Fußabdruck finden Sie in unserem Blogbeitrag „Unsere Tipps, wie Sie Ihren CO2-Fußabdruck verringern!“.


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