Alte Smartphones, beschädigte Kabel, ausrangierte Notebooks – alles nur Elektroschrott? Eigentlich nicht. In vielen dieser Geräte stecken wertvolle Rohstoffe, die sich wiederverwerten oder sogar in den Kreislauf zurückführen lassen. Wie Sie dabei helfen können.
Was einem beim Aufräumen so alles in die Hände fällt, ist immer wieder erstaunlich. In der Garage staubt eine Kiste mit ausrangierten Ladekabeln ein. Ganz hinten in der Schublade vom Schreibtisch liegen noch mindestens vier alte Handys, die als „Sammelstücke“ der ganzen Familie gelten. Das zusätzliche Notebook sollte eigentlich als Ersatz dienen, wurde aber seit mindestens einem halben Jahr nicht mehr hochgefahren. Und im Keller steht noch ein alter Toaster neben einer in Vergessenheit geratenen Digitalkamera. Was also tun mit all den ungenutzten Elektrogeräten?
Wertvolle Ressourcen werden immer knapper
Sind die Sachen nicht mehr zu gebrauchen, handelt es sich eindeutig um Elektroschrott. Dazu zählt laut offizieller Definition der UN-Organisation ITU¹ alles, was einen Stecker oder eine Batterie hat. Dabei ist die Bezeichnung „Schrott“ aber eigentlich irreführend. Denn in den alten Teilen stecken oft ziemlich wertvolle Schätze. Gemeint sind Rohstoffe wie Gold, Kupfer, Nickel, Kobalt oder Lithium, die etwa in Akkus, Platinen oder im Display stecken. Viele dieser Rohstoffe werden auf der Welt immer knapper. Der globale Bedarf steigt mit zunehmender Digitalisierung und der Umstellung auf klimafreundliche Technologien. Zugleich sind die natürlichen Ressourcen begrenzt: Der Erdüberlastungstag, auch bekannt als „Earth-Overshoot-Day“, ist der Tag im Jahr, an dem wir Menschen die natürlichen Ressourcen aufgebraucht haben, die von unserem Planeten erneuert werden können. Beispielsweise war dies 2023 in Deutschland bereits am 4. Mai der Fall – Tendenz dabei immer früher in den kommenden Jahren. Der Abbau der Metalle oder seltenen Erden ist schlecht fürs Klima. Der Bergbau, den wir für all diese Ressourcen brauchen, verursacht etwa ein Zehntel aller weltweiten CO2-Emissionen. Recycelt man dagegen die Rohstoffe aus dem Elektromüll, sinken die Emissionen der UN zufolge auf ein Viertel davon.²
E-Schrott-Produktion in Deutschland
Die Deutschen sind im weltweiten Vergleich ziemlich „fleißig“, was das Produzieren von Elektroschrott angeht.
Mehr tun für ein zweites Leben
Umso wichtiger ist es, dass kaputte oder ausrangierte Elektrogeräte nicht einfach zu Hause herumliegen oder im Müll landen, sondern wiederverwertet werden können. Aktuell ist das Recyclingaufkommen jedoch eher mager. Von der EU gefordert werden hingegen 65 Prozent. Nach den aktuellen Zahlen des Umweltbundesamts erreichte Deutschland zuletzt lediglich eine Quote von 38,6 Prozent. Die Gesetzgeber arbeiten bereits an Regelungen, die einen Anreiz schaffen sollen, diese Quoten zu steigern. Parallel entwickeln Wissenschaftler:innen immer bessere Recyclingmöglichkeiten. Aber auch die Verbraucher:innen können einiges tun, um die wertvollen Ressourcen zu heben.
E-Schrott wegwerfen? Dann bitte richtig!
Um Elektrogeräte wirklich recyceln zu können, müssen sie vor allem richtig entsorgt werden. Die wichtigste Regel lautet: Alles was Stecker oder Batterien hat, darf nicht in den Hausmüll. Hier sind die korrekten Wege:
Entsorgen: Verbraucher:innen können ausrangierte Elektro- und Elektronikgeräte kostenlos bei den kommunalen Sammelstellen abgeben – zum Beispiel auf den Wertstoffhöfen oder beim Schadstoffmobil. In manchen Gemeinden gibt es zudem Sammelcontainer für Kleingeräte an öffentlichen Plätzen. Größere Geräte wie Kühlschränke werden oft auch nach Anmeldung wie Sperrmüll zu Hause abgeholt.
Zurück zum Händler: Fachgeschäfte, Online-Händler, aber auch Supermärkte, die zeitweise elektronische Geräte im Sortiment haben⁵, müssen E-Schrott von den Käufer:innen zurücknehmen – und zwar unabhängig davon, ob sie die Sachen dort gekauft haben oder nicht. Folgende Regelungen beim Recyclen gelten aktuell:
Batterien und Akkus: Wenn es technisch möglich ist, müssen Batterien, Akkus oder Leuchtmittel immer vor Abgabe entfernt und getrennt entsorgt werden. Entweder über eine Altbatteriesammlung, die es ebenfalls in vielen Geschäften gibt, oder beim Wertstoffhof.
Zu gut für die Tonne
E-Schrott entsorgen – so weit so gut. Doch manchmal sollte man sich die Frage stellen: Ist das E-Teil wirklich nicht mehr verwertbar? Viele Handys oder Notebooks sind zwar von den neuen Modellen längst überholt, plötzlich langsamer oder nicht mehr mit neuesten Features kompatibel – funktionieren aber noch. Und andere Geräte haben vielleicht nur kleine Macken. In solchen Fällen gibt es einige Wege, den Produkten doch noch eine Art „zweites Leben“ zu verschaffen:
Die drei R’s: reduce, reuse, recycle⁸
Müll oder Elektroschritt lässt sich vermeiden, wenn man versucht, bewusster zu konsumieren oder den Lebenszyklus der Produkte zu verlängern. Dazu haben sich die „R-Prinzipien“⁹ etabliert:
Reduce (en. reduzieren): Einmal mehr darüber nachdenken, ob man ein bestimmtes Produkt überhaupt braucht. Vielleicht kann man das alte Handy doch noch nutzen, den Rasentrimmer ausleihen oder auf den Sandwichtoaster von vornherein verzichten.
Reuse (en. wiederverwenden): Secondhand ist Trumpf. Alles, was noch zu gebrauchen ist, kann man auch noch anbieten oder man geht selbst man auf Gebraucht-Shoppingtour.
Recycle: Aus alt oder kaputt mach' neu. Im besten Fall lässt sich ein Produkt komplett in seine einzelnen Bestandteile zerlegen, aus denen dann gleichwertige Neuprodukte entstehen.
Nachhaltigkeit finanzieren
Wir von Consors Finanz nehmen unsere Verantwortung nachhaltigen Konsum zu fördern ernst. Aus diesem Grund finanzieren wir seit Kurzem auch den Kauf von gebrauchten und refurbished, also rundumerneuerten, Geräten. Entsprechende Kooperationen mit Elektronikhändlern wollen wir somit kontinuierlich ausbauen.
ITU = International Telecommunication Union
https://www.mdr.de/wissen/ewaste-elektroschrott-rohstoffe-haushalt-recycling-100.html - zuletzt aufgerufen am 30.04.2024.
https://api.globalewaste.org/publications/file/297/Global-E-waste-Monitor-2024.pdf - aufgerufen am 30.04.2024.
https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Smartphones-Tablets-Laptops-300-Mio-Alt-Geraete-deutschen-Haushalten - aufgerufen am 30.04.2024.
Voraussetzungen hierbei sind: Der stationäre Händler verkauft auf mehr als 400 Quadratmetern Elektrogeräte. Lebensmitteleinzelhändler oder Discounter haben eine gesamte Verkaufsfläche von mindestens 800 Quadratmetern. Analog zum stationären Handel gilt die Rücknahmepflicht für Online-Shops mit mehr als 400 Quadratmetern bzw. 800 Quadratmetern Versand- und Lagerfläche.
https://praxistipps.chip.de/alten-laptop-verkaufen-die-besten-moeglichkeiten_139412 - aufgerufen am 29.04.2024.
Ein Beispiel hierfür hierfür ist NABU: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/aktionen-und-projekte/handysammlung/index.html oder https://www.handysfuerdieumwelt.de/. – aufgerufen am 29.04.2024.
Verbreitet sind sowohl die 3-R-Regel (reduce, reuse, recycle) als auch 5-R-Regel: refuse, reduce, reuse, recycle, rot (kompostieren).
Bei den Konsument:innen ist die Idee der drei R's bereits angekommen. Nach dem Konsumbarometer 2022 „Circular Economy“ von Consors Finanz fühlen sich rund 60 Prozent der befragten Deutschen und Europäer:innen gut informiert, was die Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft anbelangt. (Link zur Studie: https://cdn0.scrvt.com/948347fad0a6500ad8e86915cd6bf4fd/317f7dc050d2299d/1fcb4851cbc3/Konsumbarometer_2022.pdf)