Nachhaltiger Konsum
Gesellschaftliche Verantwortung

Nachhaltige Ernährung: Ist Bio nur etwas für Reiche? 


07.03.20246 Min.

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Blog Ernährung

Anfang des Jahres protestierten bundesweit Bauern für ihre Zukunft. Zeitgleich verabschiedete die Regierung einen Plan, der für qualitativ hochwertiges Essen in Deutschland sorgen soll. Automatisch denkt man also selbst darüber nach, wie und wo man die eigenen Lebensmittel einkauft. Wie kann man sich nachhaltiger ernähren? Und kann man sich im Alltag bio und regionale Ernährung überhaupt leisten? Wir sind der Sache einmal nachgegangen. 

Hunderte Traktoren sorgten für viel Aufmerksamkeit Anfang des Jahres. „Niemand soll es je vergessen, Bauern sorgen für das Essen“ – Sprüche wie diese waren auf den Frontladern während der Bauernproteste zu sehen¹. Im gleichen Zeitraum verabschiedete die Bundesregierung ihre erste offizielle Ernährungsstrategie unter dem Titel „Gutes Essen für Deutschland“². Alle sollen sich gesund und nachhaltig ernähren können – so das Ziel des Kabinetts. Und wie kann das konkret aussehen? Was können wir als Verbraucher:innen tun, um mit unserem eigenen Lebensmittelkonsum sowohl regionale Erzeuger zu unterstützen als auch das Klima zu schonen? Und dann muss das auch bezahlbar sein.

Unser aktuelles Ernährungssystem belastet die Umwelt

Wie unsere Lebensmittel erzeugt und produziert werden hat einen großen Einfluss auf unsere Umwelt und das Klima. Nach Schätzungen des WBAE³ ist das für etwa ein Fünftel der Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich⁴. Laut Ernährungsstrategie der Regierung ist eine nachhaltigere und stärker aus Pflanzen bestehende Ernährung daher ein wichtiger Aspekt, um den Klimawandel zu bewältigen⁵.

Auch europäische Verbraucher:innen sind sich bewusst, dass sich etwas ändern muss: Bereits im Jahr 2020 zeigte das Konsumbarometer von BNP Paribas Personal Finance⁶, dass 84 Prozent der befragten Personen vermehrt lokale, biologische und saisonale Produkte beim Lebensmitteleinkauf bevorzugen.

Gewusst wie: Nachhaltige Ernährung im Alltag

✔️ Auf „bio“ achten

Mit dem Kauf von Bioprodukten unterstützen Verbraucher:innen nicht nur die klimafreundliche Ernährung, sondern auch Landwirtschaften, die frei von Pestiziden und Gentechnik sind und das Tierwohl tendenziell höher ist. Biologisch hergestellte Lebensmittel finden sich insbesondere in speziellen Bio-Supermärkten, aber mittlerweile ebenso in herkömmlichen Discountern.

Inzwischen gibt es zahlreiche Biosiegel. Die Sache hat aber einen kleinen Haken. Nicht jedes davon garantiert automatisch, dass das Produkt so richtig gut und nachhaltig sein muss. Es hängt immer davon ab, was das jeweilige Label dem Erzeuger in Punkto Klimaschutz vorschreibt und wie der Betrieb tatsächlich geführt wird. Der BUND hat zusammengestellt, was welche Siegel bedeuten. Mehr dazu lesen Sie hier.

✔️ Regional einkaufen 

Wer Lebensmittel von Bauern oder landwirtschaftlichen Betrieben in der Nähe kauft, unterstützt nicht nur die Bauern in der eigenen Nachbarschaft. Regional einkaufen sorgt für kurze Transportwege und verringert so zusätzlich schädliche Treibhausgase. Am besten, man hat einen Blick darauf, welches Obst und welches Gemüse Saison hat und daher wirklich gerade „daheim“ geerntet wird. Einen Saisonkalender liefert unter anderem die Verbraucherzentrale

✔️ Frisch statt tiefgekühlt

Je umfangreicher ein Lebensmittel verarbeitet und je länger es gekühlt wird, desto mehr Energie wird für Herstellung und Lagerung benötigt. Aus Klimagründen sind daher frische Produkte in der Regel besser als tiefgekühlte oder hoch verarbeitete Lebensmittel wie Wurst oder Fertiggerichte.

✔️ Einkauf planen

Versuchen Sie, so einzukaufen, dass sie später kaum Lebensmittel wegwerfen müssen. Dabei helfen Essenspläne und kreative Ideen, wie sich Reste zu neuen Köstlichkeiten verarbeiten lassen.

✔️ Tierische Produkte reduzieren

Die Produktion von Fleisch und Milchprodukten belastet das Klima stärker als die Herstellung von pflanzenbasierten Lebensmitteln. Bis ein Steak oder Wurst auf unseren Tellern liegen, wurden enorme Massen an Ressourcen wie Land, Wasser, Energie und Getreide als Futtermittel verbraucht⁷. Doch wer zwischendrin etwas Fleisch und Co. essen möchte, sollte beim Einkaufen zumindest die Menge beschränken und so die Klimabilanz verbessern.

✔️ Strom und Benzin sparen

Bei der klimafreundlichen Ernährung geht es auch darum, wie wir kochen, zum (Super-)Markt fahren oder die Lebensmittel lagern. Wenn möglich, also lieber das Rad benutzen und auf energieeffiziente Haushaltsgeräte achten. Wie man diese erkennt, lesen Sie hier.

Regional vs. bio – wo liegt eigentlich der Unterschied?

Regional sind Produkte, wenn sie in derselben Region erzeugt und verbraucht werden. Die Produkte benötigen keine langen Transportwege und verursachen dadurch weniger Emissionen. Der Haken: Ist ein Produkt regional, sagt das noch nichts darüber aus, wie es genau erzeugt wurde – ob mit umweltschonenden Biomethoden oder doch mit künstlichem Dünger oder in energieintensiven Treibhäusern. Viele gute Hinweise zum Thema regionale Lebensmittel gibt die Verbraucherzentrale.

Bioprodukte werden nach festgelegten Produktionsmethoden mit Bedacht auf Umwelt und artgerechter Tierhaltung angebaut. Welche das sein müssen, hängt immer von den Verbänden oder Organisationen ab, die die jeweiligen Siegel vergeben. Der Haken: Kommen Bioprodukte aus weit entfernten Ländern, zieht der Transportweg ihre Klimabilanz nach unten.

Die optimale Lösung ist daher, bio und regional zu verbinden.

Nachhaltig und trotzdem preiswert – geht das?

Den Ernährungsstil nachhaltiger zu gestalten, ist ein guter erster Schritt. Dennoch bleibt da noch die Frage nach dem Preis für Bio und Regional. Studien zeigen: Der Preis ist schließlich immer noch für sechs von zehn Europäer:innen das wichtigste Kriterium beim Kauf. Nur für vier von zehn spielt die Qualität die ausschlaggebende Rolle, so die Ergebnisse des Konsumbarometers 2023 von BNP Paribas Personal Finance⁸. Es gibt jedoch Mittel und Wege, nachhaltig und gleichzeitig möglichst günstig zu kaufen. Hier ein paar Tipps für Sie:

1. Bio gibt’s auch bei Discountern 

Längst haben beliebte Discounter Bio-Produkte im Sortiment. Und diese sind mittlerweile nicht mehr sehr viel teurer sind als die „normalen“ Lebensmittel. Einen Vergleich einzuholen lohnt sich auf jeden Fall. Lidl verkauft seit kurzem sogar vegane Produkte der Eigenmarke zu ähnlichen Preisen wie die vergleichbaren Fleischvarianten⁹.

2. Angebote in Bioläden vergleichen

Bekannte Biosupermärkte haben inzwischen ebenfalls ihr Sortiment mit günstigeren Eigenmarken ausgebaut. Außerdem gibt es auch bei den Bioläden regelmäßig Aktionswochen und Angebote, die man nutzen kann.

3. Hofläden und Wochenmärkte

Was gerade Saison hat, ist häufig erschwinglicher als Obst oder Gemüse, das importiert werden muss. So arbeiten beispielsweise Hofläden und Wochenmärkte – und sind daher oft auch gut für die kleine Geldbörse.

4. Einkaufsliste umstellen

Das Mindset muss ganz klar sein: Qualität vor Quantität. Mit anderen Worten: Lieber seltener Fleisch essen, dafür gute Filets, Burger oder Würstchen im Sinne der Regionalität, des Tierwohls und der Qualität kaufen. Hier kann es sich auch lohnen, die Wochenangebote der Supermärkte oder Metzgereien im Blick zu haben.

Der erste Schritt? Einfach anfangen!

Sich klimafreundlich zu ernähren, hat wie alles, was sich um Nachhaltigkeit dreht, mit Veränderung der eigenen Einstellung und Gewohnheiten zu tun. Das muss aber nicht direkt der ganz radikale Schnitt sein. Deshalb sind wir fest überzeugt: Bio ist für alle. Wenn Sie schon morgen anfangen erste kleine Schritte im eigenen Konsumverhalten zu gehen und ein paar unserer Tipps umsetzen, hat das langfristig eine große Wirkung. Also worauf warten Sie? Auf die Bioprodukte, fertig, los!


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Quellen

1

Die Bauern protestierten Anfang des Jahres gegen die Pläne der Bundesregierung, ihnen gewährte Subventionen wie die Vergünstigung von Agrardiesel zu streichen. Zudem ging es vielen Landwirten darum, generell auf ihre erschwerte Situation und die Agrarpolitik aufmerksam zu machen. Dabei war eine der zentralen Forderungen, fair für die Leistungen und Produkte bezahlt zu werden.

2

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Gutes Essen für Deutschland - Ernährungsstrategie der Bundesregierung - zuletzt aufgerufen am 7.3.2024

3

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Gutes Essen für Deutschland - Ernährungsstrategie der Bundesregierung - zuletzt aufgerufen am 7.3.2024

4

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Gutes Essen für Deutschland - Ernährungsstrategie der Bundesregierung - zuletzt aufgerufen am 7.3.2024

5

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Gutes Essen für Deutschland - Ernährungsstrategie der Bundesregierung - zuletzt aufgerufen am 7.3.2024

6

BNP Paribas Personal Finance: Consumption 2020: The Era of Activist Consumers - zuletzt aufgerufen am 7.3.2024

7

NABU: Warum wir den Konsum tierischer Produkte drastisch reduzieren müssen - Der Einfluss unserer Ernährung auf das Klima - zuletzt aufgerufen am 7.3.2024

8

BNP Paribas Personal Finance: A Low Cost To Suit Everyone - zuletzt aufgerufen am 7.3.2024

9

Tagesschau: Vegane Ernährung - Discounter drücken Preise für Fleischersatz - zuletzt aufgerufen am 7.3.2024