Finanzwissen
Gastbeitrag

Alles teurer?! Jetzt sparen mit dem 50-30-20-Trick


16.07.20235 Min.

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50-30-20 Budget

„Lebst du noch in den Tag hinein, oder planst du deine Finanzen schon?“ Mein Aha-Erlebnis in Zeiten steigender Kosten und schmelzenden Budgets.

Es ist ein sommerlicher Nachmittag in Berlin-Charlottenburg. Berlin ist im Prinzip wie New York, jedenfalls was das Wetter angeht. Es ist entweder viel zu kalt oder viel zu warm. Jetzt, im Juli, fühlt es sich teilweise schon wieder tropisch an. Alle ächzen unter der Hitze, obwohl sie sich vor wenigen Wochen noch den Sommer herbeigesehnt haben, als wir alle noch in dicken Winterjacken durch die Einkaufscenter gelaufen sind. Diesen Sommer ächzen überraschend viele meiner Freunde. Aber zusätzlich wegen der drastisch gestiegenen Kosten für … Ja, für eigentlich alles. An diesem schönen Tag in einem Café an der Schlüterstraße, erfahre ich also das erste Mal von der Existenz des 50-30-20-Budgets.

Rechtzeitig Planen ist besser als panisch reagieren 

50-30-20 – das klingt erstmal wie ein verunglücktes Messergebnis beim Model-Casting für Bademoden. Tatsächlich, das verrät mir meine Freundin Kaya heute, ist es eine etablierte Faustregel für die Verwendung der eigenen Einkünfte. Kaya arbeitet in einer PR-Agentur, sie verdient gut Geld und hat – das Schöne an einem geregelten Arbeitsvertrag – ein festes Einkommen, das immer pünktlich zum Monatsersten auf das Konto fließt. Ein charmanter Vorteil gegenüber Selbstständigen wie mir, die stets mit einem Bein beim Schuldnerberater stehen, wenn sie mal ein paar Wochen das Rechnungsschreiben oder -bezahlen vergessen (Ironie aus*). Oder es vielleicht gar nichts zum in-Rechnung-stellen gibt. Kaya ist allerdings nicht gänzlich zufrieden mit dieser finanziellen Sicherheit. Sie ist genervt, da Energiepreise, Inflation und andere Effekte alles teurer machen und ihre persönliche 50-30-20 Regel plötzlich nicht mehr so leicht aufgeht.

Aber was steckt eigentlich hinter dieser Sparstrategie? Kaya erklärt mir, dass die 50-30-20-Aufteilung für Einkommen ein gängiger Ausgaben-Leitfaden ist. Ziel der Regel ist es, bewusster mit dem eigenen Geld zu wirtschaften und dadurch langfristig ein Notgroschen aufzubauen.

Die 50-30-20-Regel – so funktioniert sie:

  • 50 Prozent werden für Fixkosten veranschlagt. Also vor allem Miete, Nebenkosten, Telefon, Handy und weitere langfristige monatliche oder regelmäßige Vertragszahlungen.
  • 30 Prozent fließen in nicht langfristig vertraglich vorgegebene weitere Kosten, von Einkäufen über den Yoga-Kurs bis hin zu Konzertbesuchen. Kurzum: Lifestyle-Ausgaben. Und auch unser heutiges Treffen im Café, zwei Avocado- Toasts, zwei Latte Macchiato mit Hafermilch, eine Cola und ein Orangensaft, fallen in diese Budgetkategorie.
  • Die verbleibenden 20 Prozent sollten für Ersparnisse und Altersvorsorge genutzt werden.

Tipp: Ausgaben im Blick behalten z.B. mithilfe eines Haushaltsbuchs.

Ich habe bis dato von der 50-30-20-Methode noch nie gehört, finde diese Denkweise aber interessant. Vor allem, um den finanziellen Gesamtüberblick zu behalten und diesen regelmäßig zu prüfen. Das, was Kaya gerade die Stimmung verdirbt, ist nämlich eine wichtige Erkenntnis: Wenn die Ausgaben steigen, die Einnahmen aber nicht, kann man das mithilfe der Regel frühestmöglich erkennen und entsprechend reagieren.

Denn: Kayas Nebenkosten steigen. Ihre Miete steigt um 50 Euro ab dem 1. August. Der Strom wird teurer, die Gasheizung auch. Ihr Standard-Wocheneinkauf lag immer bei etwa 70 Euro, jetzt geht sie für dieselbe Auswahl nicht unter 90 Euro aus dem Supermarkt. Ihre Lieblingszeitschrift hat sie zuletzt sogar direkt an der Kasse wieder zurückgegeben. Sie kostet plötzlich 8,50 Euro statt 4,90 Euro. Das war für Kaya sprichwörtlich der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Wie die Regel für mich funktionieren kann

Wie Kaya da so vor mir sitzt und wild gestikuliert, so aufgeregt, ein bisschen verärgert und sogar mit einem spürbaren Hauch Zukunftsangst, beginnt in meinem Kopf ein Umdenkprozess. Ich bin zwar selbstständig und meine Einnahmen lassen sich nicht auf eine gleichbleibende, regelmäßige monatliche Summe festlegen – aber das Prinzip der Selbstkontrolle durch Ausgaberahmen würde auch mir gut zu Gesicht stehen. In meinem Kopf überschlage ich, gerade als Kaya mit dem Satz „und von neuen Turnschuhen brauchen wir diesen Monat gar nicht zu sprechen“ die Dramatik ihrer Situation final verdeutlicht, wie das bei mir so aussähe.

Bei einem variablen Einkommen müsste man das Pferd von hinten aufzuzäumen. Also rückwärts angehen: Das sind meine Fixkosten, das würde ich mir gerne im Monat leisten und diesen Betrag gerne sparen. Wie viel müsste ich dann verdienen? Wenn das nicht aufgeht, heißt das für mich: Ausgaben reduzieren. Die 50-30-20-Regel kann also auch mir helfen. Allein, um wie Kaya sofort reagieren zu können.

Es ist keine besonders schöne Vorstellung, beim monatlichen Abgleich festzustellen, dass man über dem Budget liegt und darum zwangsläufig irgendwo sparen, also verzichten muss. Andererseits: Mal für eine Weile etwas häufiger zuhause zu kochen, im Vorbeigehen im Supermarkt nicht auf das blinkende Sonderangebot hereinzufallen, das ich nicht brauche aber einpacke weil es als reduziert ausgeschildert ist, oder das eigene Auto nicht für jede Kurzstrecke anzuschmeißen. Das alles ist immer noch sehr viel angenehmer, als nach ein paar Monaten festzustellen, dass man kontinuierlich über seinen Verhältnissen gelebt hat – und dann plötzlich eine rasante Schuldenbremse einleiten muss. Ich für meinen Teil verzichte dann z.B. lieber auf die ein oder andere überteuerte Acai-Bowl im Café, als irgendwann wegen meines Lifestyles aus meiner wunderschönen Wohnung, mit der ich ganz viele Erinnerungen verbinde, ausziehen zu müssen. Oder?



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